Ein Jein für die Fasnacht
Ein Jein zur Fasnacht. Nein es handelt sich nicht um Südkoreas Präsidenten Moon Jae-in, als welchen ich mich verkleiden könnte. Ich bin nämlich keine vollumfänglich überzeugte Fasnächtlerin. Der Grund? Die laute Musik, die für mich oftmals keine richtige Melodie ergibt. Tut mir leid für alle Guggenmusiken für meine Aussage, aber für mich ist es und war es schon immer organisierter Lärm. Aber nicht nur die laute Musik ist schuld an meiner Abneigung gegenüber der Fasnacht. Der Lärm betrunkener Menschen, die wie Wölfe herumjohlen, wenn man an ihnen vorbeiläuft – was um Himmels Willen soll ich damit an-fangen?
Auch die Auswahl der Kostüme geht mir auf den Nerv. Jedes Jahr entscheide ich ganz kurzfristig, doch hinzugehen, weil meine Freunde es auch tun. Eine Mitläuferin, ja. So kostümiere ich mich entweder als Ärztin (sehr kreativ, ich weiss) oder ziehe irgendetwas Undefinierbares an. Mein Motto: «Je scheusslicher, desto besser». Somit stimmen für mich Sinn und Zweck für die Fasnacht überein. Denn seien wir ehrlich: Einer der Gründe, dass Fasnacht überhaupt gefeiert wird, sind nicht die Kostüme. Das Saufen steht im Vordergrund, und das geht auch mit hässlichem Outfit.
Okay, genug von der für mich schlechten Seite der Fasnacht. Sie hat auch ihre Reize. Beispielsweise kannst du aus dir selbst herauskommen, tun, was andere für verrückt halten. So laut sein, wie du willst, die schrecklichsten Tanzbewegungen machen, ohne dass dich jemand schräg anschaut oder verurteilt. Jeder kann sein, was er will, und das ist einer der Gründe, weshalb ich die «fünfte Jahreszeit» trotzdem irgendwie toll finde. Denn meines Erachtens verstellen sich viele Menschen nur, um anderen zu gefallen, und sind nicht sich selbst, aus Angst, nicht akzeptiert zu werden. Das Ding ist nur, dass ich dafür keine Fasnacht brauche. Meine verrückte Seite kann ich auch einfach so zeigen, das fällt mir nicht schwer. Denn mir ist es egal, wie schräg mich Menschen anschauen oder was sie von mir halten. Ganz nach dem Motto: «Tu es, denn wer erinnert sich in ein paar Jahren noch an einen komischen Tanz, komische Laute oder komisches Geklatsche von dir?» Niemand, genau. Deshalb tu es einfach und vergiss die Menschen um dich herum, denn nur so kannst du vollumfänglich dich selbst sein und dein Leben richtig geniessen.
Diese Kolumne erschien am 13. Januar 2021 im «Urner Wochenblatt».
Die süsse Droge
«Ach wie wäre das Leben hässlich, gäbe es keinen Zucker mehr. So ein hübsches Mädchen wäre dicklich, rundlich und schwer. Zucker zaubert. Ihre Linie, die bleibt so schlank wie eine Pinie. Zucker zaubert Energie, nimm deshalb mehr.»
Genau mit diesen Worten warb die Zuckerindustrie früher im Fernsehen für Zucker. Verrückt. Einfach nur abscheulich. Es wird mir schlecht beim Gedanken daran, dass die Zuckerindustrie früher so viele Menschen mit solchen Aussagen dazu animieren wollte, mehr Zucker zu essen. Aber weshalb wollte das die Industrie überhaupt?
Vor einigen Tagen habe ich auf SRF eine Dokumentation zum Thema Zucker geschaut. Dort wurde erklärt, dass laut einer im Jahre 1967 in den USA publizierten wissenschaftlichen Studie nicht der Zucker schuld am zunehmenden Übergewicht der Menschen und an Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist. Die Übeltäter seien Fett und Cholesterin. Nach diesem Statement erlebte Zucker einen Boom in Europa, und die Zuckerindustrie unterstützte dies noch mit Werbespots zu reinem Zucker. Der massive Erfolg der Zuckerlobby hat also bewirkt, dass der Fokus weg vom Zucker hin auf das Fett gesteuert wurde.
Die Dokumentation klärt zudem auf, was vor wenigen Jahren aufgedeckt wurde: Die besagte Studie wurde von der Zuckerindustrie in Auftrag gegeben und bezahlt. Für mich sagt das einiges aus. Vor allem aber, dass die Gesundheit der Menschen für die Industrie nie im Vordergrund stand, sondern das Geld. Und das finde ich unmoralisch.
Aber Hand aufs Herz. Ist es heute anders? Kaum. Es wird nicht mehr für den reinen Zucker an sich geworben. Schlimmer. Es wird für weiterverarbeitete Produkte geworben, die massenhaft Zucker enthalten. Süssgetränke, Fertigprodukte und Süssigkeiten. Wir alle wissen es, Zucker ist ungesund. Trotzdem gönnen wir uns ab und zu Schokolade oder ein Süssgetränk. «Das Mass macht das Gift» oder «Wir brauchen Zucker, da unser Körper dieses Kohlenhydrat braucht». Solche und zig weitere Aussagen sind Ausreden für den Konsum von Zucker. Es ist also schwierig aus eigener Initiative den Zuckerkonsum zu reduzieren.
Ausserdem finde ich es sehr verwerflich, im Werbespot im gleichen Satz zu sagen, dass dickliche, rundliche oder schwere Frauen nicht hübsch wären. Eine Katastrophe meiner Meinung nach und klares Bodyshaming. Zum Glück hat sich wenigstens das ein wenig geändert.
Diese Kolumne erschien am 20. Januar 2021 im «Urner Wochenblatt».
Öko-Welt
«Ach was, du fliegst schon wieder in die Ferien? Du isst Fleisch? Du stehst auf Technik und den neusten Trend? Reise doch mal mit dem Zug, ernähre dich vegan oder kleide dich mit Secondhand-Kleidern.» Etwa so hört sich heutzutage eine Öko- Unterhaltung an. Ob ich mich dem anschliessen kann und die gleiche Antwort geben würde? Nein, nicht ganz. In meinem jungen Alter möchte ich die Welt bereisen, Prägendes erleben und Menschen kennenlernen. Ich möchte Kleider kaufen können, ohne schlechtes Gewissen. Meiner Meinung nach sollte jeder etwas dazu beitragen, dass die Umwelt und das Öko-System nicht kaputt gehen. Unser Land tut auch schon viel, zum Beispiel in der Lebensmittelbranche mit «Madame Frigo», der Schweizer Tafel oder mit «Too Good To Go». Aber ich finde noch mehr, dass Grosskonzerne und deren Produktionen sich an der eigenen Nase nehmen müssen, weil diese viel mehr bewirken können als eine einzelne Person.
Ich wünschte mir, wir müssten nicht hinterfragen, wie Kleider hergestellt werden. Ich wünschte, es wäre von vornherein klar, dass fair und umweltverträglich produziert wird. Der Hersteller sollte in der Pflicht sein, sich an die Regeln zu halten und somit die Umwelt zu schützen.
Einen «kleinen» Stein ins Rollen bringen
In Kanada lässt man den Automotor stundenlang vor dem Hotel brummen, Amerikas Präsident leugnet den Klimawandel und Russland kümmert sich allgemein nicht gross um die Umwelt. Was kann dann die «kleine» Schweiz überhaupt bewirken? Sie kann sich zumindest an Projekten wie Fridays for Future beteiligen, denn somit wird wenigstens ein «kleiner» Stein ins Rollen gebracht. Insgesamt muss aber die ganze Wirtschaft an einem Strang ziehen. Vielleicht denken sich nun einige: «Ach, immer diese Schuldzuweisungen.» Nein, es ist Fakt, dass wir Menschen Gewohnheitstiere sind und erst dann etwas tun, wenn es uns vorgeschrieben wird. Daher ist klar: Die Wirtschaft muss bald etwas ändern. Zum Beispiel Flugbillette verteuern, Strafabgaben für Autos einführen, Leute, die Fahrgemeinschaften bilden, steuerlich entlasten oder den ÖV vergünstigen oder gar gratis anbieten. Das sind Dinge, die die Menschen zum Denken und vor allem zum Handeln anregen. Wie man das umsetzt, kontrolliert und auszahlt, darüber müssen wir uns Gedanken machen. Aber man sollte diesen Aufwand, so finde ich, betreiben. Denn wir tun es schlussendlich für unsere Umwelt.
Diese Kolumne erschien am 2. Januar 2020 im «Urner Wochenblatt».
Wer entscheidet was schön ist?
«Du häsch aber en dickä Büüch. Du settsch weniger ässä.» So ein Kind zu seinem Gspänli im Kindergarten. Darauf das Gspänli ganz locker: «Nein, alle Menschen sind gut, so wie sie sind.» Erstaunlich. Woher hat die Kleine das?
Wenn jemand einen kritisiert über das Aussehen, Geschlecht oder die Herkunft, sollten wir Menschen zu uns stehen. Es ist nicht falsch zu sagen, dass wir uns lieben. Schlussendlich stehen wir auch zu unserer Familie oder unseren Freunden, wenn diese kritisiert werden. Warum also nicht auch zu uns selbst? Mir kommt es vor, als wäre es, vor allem in meiner Generation, nicht normal, zu sagen, dass man sich mag und zufrieden mit sich selbst ist. Man ist selbstkritisch, hört auf andere und vergisst bei dem Ganzen sich selbst. Das gibt einen enormen Druck.
Depression und Selbstliebe
Genau darum ging es die letzten Jahre oft im Internet, beispielsweise auf Instagram. Viele Frauen, mit vielen Abonnenten und damit einer grossen Reichweite, posten täglich Fotos ihrer «perfekten» Körper. Diese sind natürlich alle «echt» und nie gephotoshopt. (Ironie off) Und dort liegt das Problem. Heutzutage vergleichen sich viele Jugendliche mit diesen unbekannten Menschen aus dem Internet. Sie finden Fehler an sich, werden unzufrieden, rutschen in eine Depression ab oder verfallen in Essstörungen. Gleichzeitig entwickelte sich vergangenes Jahr aber auch ein Gegentrend. Plötzlich fanden auch die Themen «Mentale Gesundheit» und «Bodypositivity» viel Platz in den sozialen Medien. Bekannte Personen erzählten persönliche Geschichten, teilten Bilder mit den Abonnenten, die der wirklichen Wahrheit entsprachen und schrieben tiefgründige Texte. Statt dem braungebrannten 90-60-90-Körper wurden plötzlich Beine mit Cellulite und dicke Bäuche gepostet. Es wurde viel über das Thema diskutiert und das Thema fand dadurch bei den Menschen die nötige Aufmerksamkeit.
Ja, erstaunlich. Woher hat das Kindergartenmädchen nun diese Denkweise? Die Lösung: ihre Mutter. Sie legt grossen Wert darauf, dass sie das «Zufrieden mit sich selbst sein», ihrem Kind schon im frühen Alter auf den Weg mitgibt. Und damit tut sie das Richtige. Denn diese Denkweise, was «falsch» und was «richtig» ist, fängt schon im jungen Alter an und bleibt in den Köpfen der Menschen stecken. In meinen Augen kommt es darauf an, wie jemand in der Gesellschaft aufwächst. Es sind nicht nur die Eltern, die ihren Kindern dabei helfen können. Es ist auch die Wirtschaft. Die vielen Plakate mit den perfekten Models, Sendungen wie Germanys Next Topmodel bedienen die Schönheitsideale». Aber welches Schönheitsideal? Wer entscheidet, was schön ist? Wenn man viele Jahre zurückschaut, wird einem erst bewusst, wie viele Schönheitsideale es bisher gab. In jedem Land galt ein anderes und gefühlt jedes Jahr wechselte es. Bis heute sprechen die Menschen noch von Schönheitsidealen. Aber was ist wirklich wichtig im Leben? Schön zu sein oder glücklich? Was ist das Rezept, um überhaupt glücklich zu sein? Akzeptanz, sich gut finden, wie man ist und vor allem glücklich sein, mit dem, was man hat. Dazu eine Prise Selbstliebe und das Leben ist bereit in vollen Zügen genossen zu werden.
Diese Kolumne erschien am 9. Januar 2019 im «Urner Wochenblatt».