Die Dampfer nehmen wieder Fahrt auf

Die Corona-Krise fordert auch die Schiffsbranche. Seit dem 28. März liegen die Schiffe am Ufer. Nun darf langsam wieder der Betrieb aufgenommen werden.

Dieser Artikel ist am 30. Mai 2020 im «Urner Wochenblatt» erschienen.

Bahnen, Hotels, Restaurants und Campingplätze – der Tourismus gehört zu den Branchen, die am schwersten von der Corona-Krise betroffenen sind. Ein wichtiges Tourismuselement in der Zentralschweiz ist auch die Schifffahrt. Seit dem 28. März liegen die Schiffe, die normalerweise auf dem Vierwaldstättersee fahren, in den Häfen Flüelen, Luzern und Brunnen. Am vergangenen Mittwoch, 27. Mai, informierte der Bundesrat über die aktuellen Lockerungsmassnahmen und erläuterte, dass sämtliche Freizeitaktivitäten wieder erlaubt sind.

Somit können grosse Dampfer und Motorschiffe wieder ab Samstag, 6. Juni, auf dem See kursieren – aber es braucht ein Schutzkonzept. «Der Bundesrat hat ein Zeichen gesetzt und gibt uns sogar zwei Tage früher als ursprünglich geplant das ‹Go› für den Start», sagt Werner Lüönd, Leiter Marketing und Sales der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SGV), auf Anfrage zur Wiederaufnahme des Betriebs. «Wir freuen uns, dass wir unseren Betrieb am Samstag, 6. Juni wieder aufnehmen können.»

Auch Schiffsbranche fährt mit Schutzkonzept
So wie es seit dem 29. April bereits der öffentliche Verkehr durchführt, stützt sich auch die Schifffahrtsbranche mit einigen «schiffspezifischen» Ergänzungen auf das Schutzkonzept des öffentlichen Verkehrs. Dieses sieht unter anderem wie folgt aus: Auf den Schiffen wird regelmässig gereinigt und desinfiziert, die 2 Meter Abstand müssen eingehalten werden, und wenn dieser nicht gewährleistet ist, dann wird empfohlen, eine Gesichtsmaske zu tragen. Auch wird empfohlen, die Stosszeiten (zwischen 9.00 und 11.00 Uhr ab Luzern) zu meiden und auf weniger frequentierte Schiffskurse auszuweichen, die Billette online, beispielsweise im neuen Webshop der SGV, zu kaufen und die allgemeinen Hygiene- und Verhaltensregeln einzuhalten. «Das Schutzkonzept gibt uns auch vor, mit einer Passagierkapazität von 50 Prozent den Betrieb wieder aufzunehmen», sagt Werner Lüönd. Weiter wird es einen reduzierten Fahrplan geben, welcher bis Anfang Juli gilt und dann ausgebaut wird. «Wir werden die grössten Schiffe einsetzen, damit Passagiere mehr Platz zum Einhalten des Abstandes auf dem Schiff haben», erklärt Werner Lüönd. «Bei grösserer Nachfrage werden wir Zusatzkurse anbieten.»

Grosser Verlust vorausgesagt
Wie auch in vielen anderen Betrieben beschäftigt in dieser schwierigen Zeit auch die finanzielle Lage. Im Vergleich zum vergangenen Jahr wird die SGV bis Ende Mai rund eine halbe Million Passagiere weniger transportieren können als im Vorjahr, meint Werner Lüönd. Trotz Wiederaufnahme des Betriebs werden es bis Ende Juni voraussichtlich zusätzlich 250 000 Passagiere weniger sein als im Vorjahr, da die Nachfrage ungewiss sowie das Angebot reduziert ist. Aktuell fehlen die internationalen Gäste, welche 30 Prozent der Passagiere ausmachen. «Wir hoffen, dass unsere Schweizer Gäste die fehlenden internationalen Gäste zu einem Teil kompensieren können.» Werner Lüönd rechnet damit, dass man dieses Jahr mit einem grossen Verlust abschliessen wird.

 

Shiptec im Normalbetrieb
Ein Lichtblick bringt jedoch die Shiptec. Sie ist eine von vier Gesellschaften innerhalb der SGV-Gruppe und ist nicht betroffen, da sie vor allem in den Bereichen Schiffsbau und Schiffsrevision tätig ist – und derzeit die einzige SGV-Sparte, die im Normalbetrieb läuft.

Generell ist in den Medien momentan oft von Kurzarbeit und Kündigungen die Rede. «Bei uns in der Schifffahrt wurden in der Corona-Zeit keine Kündigungen ausgesprochen», sagt Werner Lüönd auf Anfrage.

Die Mitarbeiter der SGV sind seit dem 28. März, als der Schifffahrtsbetrieb ganz eingestellt werden musste, teilweise oder ganz in Kurzarbeit. Betroffen sind bis 400 Personen – von insgesamt 676 Mitarbeitenden in der ganzen SGV-Gruppe. Ab dem 6. Juni wird nun nicht mehr nur der Schiffsbau und die Schiffsrevision gefordert sein, der Betrieb kehrt langsam, aber sicher in der gesamten Schiffsbranche definitiv wieder ein.

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