Lohngleichheit zwischen Frau und Mann
Die Lohngleichheit von Mann und Frau ist immer wieder ein Thema. Am Mittwochabend erklärte Judith Baumberger, selbstständige Unternehmerin, wie Frauen es schaffen, erfolgreiche Lohngespräche zu führen.
Dieser Artikel ist am 7. März 2020 im «Urner Wochenblatt» erschienen.
Wie verhalte ich mich bei einem Lohngespräch? Wie bereite ich mich darauf vor? Und wie argumentiere ich überzeugend? Solche und ähnliche Fragen stellten am Mittwochabend, 4. März, rund 70 Besucherinnen und Besucher. Darunter waren vier Männer, einer davon war Regierungsrat Urs Janett. Zirka eine Stunde referierte Judith Baumberger, selbstständige Unternehmerin mit über 20 Jahren Erfahrung im nationalen sowie internationalen Personalbereich, in der Aula des Berufs- und Weiterbildungszentrums Uri zum Thema «gewinnbringende Lohngespräche». Organisiert wurde der Anlass vom Frauenbund Uri, von der Gleichstellungskommission Uri und vom Business & Professional Women (BPW) Club Uri.
Warum über das Thema «Gleiche Löhne für gleiche Arbeit» gesprochen werden muss, liege auf der Hand, sagte Eveline Lüönd, Co-Präsidentin der Gleichstellungskommission Uri, gegenüber dem «Urner Wochenblatt». «Die Schweiz ist immer noch nicht bei der gesetzlich verankerten Lohngleichheit angekommen.» Der ganze Prozess der Stellenausschreibung, Stellenvergabe, Lohneinreihung und Ausgestaltung von Stellenprofilen werde bislang nicht auf der Basis eines gleichberechtigten Fundaments gemacht. «Das wollen wir ändern», sagte sie weiter. «Es kann nicht sein, dass in der Arbeitswelt Vollzeitangestellte bevorzugt werden, die Kinderbetreuung allein den Müttern zugeschrieben wird, die Jahre und erworbenen Kompetenzen als Familienfrau nicht angerechnet werden, der Mann als Ernährer der Familie gilt und in den Köpfen von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern die alten Rollenmuster sitzen.» Diese veralteten Ideen würden schon lange nicht mehr den Bedürfnissen der heutigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit oder ohne Familie entsprechen. Deshalb brauche es eine Anpassung dieser überholten Systeme.


Anforderungen klar formulieren
An diesem Anlass sollte es darum gehen, Frauen konkret aufzuzeigen, wie sie vorgehen können. Gabi Huber, die erste Nationalrätin des Kantons Uri, begrüsste das Publikum an jenem Abend: «Dieses Thema begleitete auch mich in meinem ganzen Leben und in den verschiedensten Funktionen.» Auch sagte sie, dass nicht die Frauen, sondern die Spielregeln geändert werden müssen. Im Anschluss startete Judith Baumberger mit ihrem Referat und fragte das Publikum, was es bereits erlebt habe bei Lohngesprächen. «Welche Erfahrungen haben Sie schon gemacht? Wie sind Sie damit umgegangen? Und wie haben Sie sich dabei gefühlt?» Nach den Antworten erläuterte sie dann ihre Tipps: «Das Lohngespräch mit dem Chef ist ein Dialog. Wichtig ist, dass Sie offene und souveräne Fragen stellen, Anforderungen klar formulieren, Erfahrungen und Kompetenzen aufzählen und dabei den direkten Augenkontakt beibehalten sowie das Gegenüber wahrnehmen und auf derselben Augenhöhe miteinander sprechen.» So komme man an das gewünschte Ziel und gehe als Gewinnerin aus dem Gespräch heraus. Eine grosse Rolle spiele auch der richtige Zeitpunkt. «Terminieren Sie ein Lohngespräch nie am Montagmorgen oder Freitagabend, verschieben Sie es», sagte Judith Baumberger weiter. Denn Menschen brauchen am Montagmorgen mehr Zeit, bis sie in die Gänge kommen. Am Freitagnachmittag seien die meisten mit ihren Gedanken bereits im Wochenende. Nach ihrem Referat konnte das Publikum noch einige persönliche Fragen stellen, die dann im Plenum besprochen wurden.
Die Veranstalter ziehen ein positives Fazit. Im Voraus war es schwer einzuschätzen, wie viele Personen teilnehmen würden, auch wegen des Coronavirus. «Wir sind erfreut, dass so viele interessierte Frauen und auch einige Männer teilgenommen haben», sagte Eveline Lüönd. «Wir haben ein Thema angesprochen, welches berufstätigen Frauen wichtig ist.»