Was eine Armbrust und eine Barbecuesauce gemeinsam haben

«Handcrafted in Andermatt». Das liest man nicht viel. Peach Gnos setzt auf den Standort Andermatt und ist erfolgreich damit – und das mit seiner selbst hergestellten Barbecuesauce.

Dieser Artikel ist am 7. September 2019 im «Urner Wochenblatt» erschienen.

Peach Gnos arbeitet in Zürich als Wirtschaftsingenieur und ist bereits viel in der Schweiz herumgekommen. Trotz seiner Vollzeitstelle in Zürich ist er stark in Andermatt verwurzelt. Mit seiner Partnerin und gemeinsamen einjährigen Tochter lebt er in Andermatt. Aber das ist nicht alles. Nebenberuflich ist Peach Gnos «Entrepreneur», Unternehmer. Im Restaurant James stellt er eine spezielle Barbecuesauce her.

Peach Gnos’ Partnerin hat die Hälfte ihres Lebens in Memphis, im US-Bundesstaat Tennessee, verbracht und ist dort aufgewachsen. Dort sei Barbecue praktisch eine Religion. Es gibt eine Barbecuesauce, die sei so unverwechselbar, dass man sie mit verschlossenen Augen wiedererkennen könne, so Peach Gnos. Selbst auf den Geschmack gekommen ist Peach Gnos, als er selber in Memphis war. Bekannte tischten ihm diese anscheinend unverwechselbare Sauce auf. Sofort war er begeistert und wollte die Barbecuesauce unbedingt in die Schweiz importieren lassen. Er nahm Kontakt mit dem Hersteller auf. Dieser hätte aber nur wenig Interesse gehabt, in die Schweiz zu importieren. Trotzdem verfolgte ihn der Gedanke, diese Sauce zu importieren, immer wieder bis in seine Heimat nach Andermatt. Da der Blitzgedanke: Warum nicht einfach selbst eine unverwechselbare Barbecuesauce herstellen, mit dazugehöriger Swissness?

Tipps von Wettkampfteilnehmer
Der Entschluss stand fest: Eine eigene Barbecuesauce à la Peach Gnos kommt auf den Markt. Peach Gnos kontaktierte einen Bekannten in Memphis, der an Barbecuewettkämpfen teilnimmt. Dieser verriet ihm lediglich, welche Grundzutaten er für eine Barbecuesauce verwendet. Natürlich erklärte er ihm nicht, wie er die Sauce genau zubereitet. «Ab dann fand man mich nur noch in der Küche», sagt Peach Gnos lachend. Ehrgeizig ging er an die Sache, testete, probierte und mischte die Zutaten so, bis die Sauce perfekt für ihn schmeckte. Peach Gnos wusste aber, dass er zwar eine köstliche Sauce gezaubert hatte. Diese hob  sich aber von anderen Barbecuesaucen, die bereits in den Verkaufsregalen stehen, kaum ab.

«Jedes Tomatenstück, das in der Barbecuesauce drin ist, wandert durch meine Hände» – Peach Gnos.

Handgemacht in Andermatt
So kam die Schweiz ins Spiel: Eine Sauce mit Schweizer Inhalt und einem Schweizerischen Produktenamen. «Helvetic Barbeque Original Sauce». «Swissness ist mir wichtig», meint der 34-jährige Jungunternehmer. Aber nicht nur das, auch die wirkliche Herkunft dieses Produktes soll erwähnt werden – «handcrafted in Andermatt». Fürs Saucenmachen stellt ihm seine Schwester Maggie Gnos das Restaurant James, welches sich im Hotel Crown in Andermatt befindet, zur Verfügung. «Jedes Tomatenstück, das in der Barbecuesauce drin ist, wandert durch meine Hände», sagt Peach Gnos. «Man erkennt sehr gut, dass die Sauce selbst gemacht ist, da man Stücke der Tomatenhaut durch das Glas sieht.» Eineinhalb Jahre brauchte er für die Umsetzung von der Idee bis zum Vertrieb der Sauce.

Um dem Produkt auch Schweizer Qualität zuzuschreiben, meldete er sich bei Swisslabel an. So wurde Peach Gnos’ Produkt «Helvetic Barbeque» zertifiziert. Somit wird bestätigt, dass die Barbecuesauce zu 90 Prozent Schweizer Rohstoffe beinhaltet. So einfach es klingt, eine Herausforderung sei es aber trotzdem gewesen, diese Sauce auch wirklich mit Schweizer Produkten herzustellen. «Eine Hürde waren die Tomaten», so Peach Gnos. «Weder Ketchup noch Tomatenpüree sind als Schweizer Produkte zu finden, also musste ich es selbst herstellen – und zwar mit saisonalen Schweizer Tomaten», so der Urschner.

Auch passend sei das Logo von Swisslabel, welches eine Armbrust zeigt. «Die Armbrust verkörpert perfekt den Kanton Uri und daher auch die Herkunft meines Produkts.» Das Logo von Swisslabel findet man auf der Rückseite der Verpackung von «Helvetic Barbeque».

Inspiriert von Amerika
Die traditionelle Barbecuesauce aus Memphis schmeckt nicht gleich wie die «Helvetic Barbeque». Das sei auch nie die Intention gewesen. Peach Gnos hat sich lediglich inspirieren lassen und wollte sie auf keinen Fall nachahmen. Er wollte eine Eigenkreation auf den Markt bringen. Seit drei Monaten kann man seine Barbecuesauce bei lokalen Metzgern und Händlern sowie vereinzelten Verkaufsläden in der ganzen Schweiz kaufen. Seine eigene Vertriebsfirma Cartello GmbH stellt das Produkt auch online zur Verfügung.

Bereits kurze Zeit, nachdem die Sauce auf dem Markt war, hätten sich namhafte Grossunternehmen bei -Peach Gnos gemeldet, mit dem Wunsch, seine Barbecuesauce im Sortiment aufzunehmen. Das Problem: Das Volumen, welches die Grossverteiler fordern, wird zur Herausforderung.

Der ehrgeizige Urschner, der in seiner Nebentätigkeit als Unternehmer eher ein Hobby sieht, ist immer offen für neue Ideen. So ist die Barbecuesauce nicht sein erstes Produkt, welches den Weg auf den Markt fand. Bereits vergangenes Jahr hat er ein Anti-Katermittel herausgebracht, das verspricht, den day after besser zu überstehen. «Ich habe 1000 Ideen in meinem Kopf, die ich umsetzen möchte, das liegt vielleicht an meinem Unternehmer-Gen», sagt er schmunzelnd. «Wenn ich mir etwas in den Kopf setze, will ich es auch ausprobieren.» Ob es dann klappe oder nicht, die Hauptsache sei für Peach Gnos, dass er es versucht hat. Wer weiss, vielleicht befindet sich die nächste Sauce schon in den Startlöchern und ist bereit für die Wild- und Raclettesaison.

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