Urner Schulkinder erforschen Klostergraben

Zwei Wochen lang werden Urner Schulklassen vom Schweizerischen Fischerei–Verband und von Aqua Viva unterrichtet. Ziel dieser Aktion ist es, die Schulkinder zu sensibilisieren.

Dieser Artikel ist am 14. September 2019 im «Urner Wochenblatt» erschienen.

Was ist das für ein Fisch? Wie erkenne ich, ob ein Gewässer gut oder schlecht ist? Solche Fragen von Urner Primar- und Oberstufenschülern werden zurzeit beantwortet. Und zwar vom Schweizerischen Fischerei-Verband und von Aqua Viva. Denn sie haben das Projekt «Fischer machen Schule» in die Welt gerufen. Das Amt für Umweltschutz hat das Projekt in den Kanton Uri geholt und die Klassen eingeladen. Während zwei Wochen werden nun 16 Urner Schulklassen an verschiedenen Bächen im Kanton Uri unterwegs sein. Das Ziel: den Lebensraum der einheimischen Gewässer erforschen.

Wasserqualität anhand von Kleintieren bestimmen
Am Donnerstagmorgen, 12. September, versammeln sich 23 Schülerinnen und Schüler in Seedorf vor einem Bach. Alle aus dem gleichen Grund – den Klostergraben erforschen. Bevor es aber ans oder besser gesagt ins Wasser geht, werden die Primarschüler noch informiert. Daniela Rüegs-egger, Biologin und Freelancerin Umweltbildung bei Aqua Viva, sowie Beat Ludwig, Ausbildungsverantwortlicher des Schweizerischen Fischerei-Verbands, klären die Schülerinnen und Schüler auf. Beat Ludwig steht vor dem Fahrzeuganhänger mit diversen Schauobjekten aus Plastik. Hinter ihm hängen unterschiedliche Fische, unten erkennt man Steine, kleine Krebse oder auch Aale. «Weshalb werden die Bäche wieder schön gemacht? Und was haben die Fische davon, wenn die Bäche eine gute Wasserqualität haben?», fragt er in die Runde. Eins, zwei und schlussendlich drei Kinder strecken ihre Hände in die Luft. «Sie können laichen», antwortet ein Primarschüler. «Richtig», sagt Beat Ludwig. «Und welcher Fisch macht das in den Urner Gewässern oftmals?», fragt er die Klasse weiter. «Die Seeforelle», sagt ein Kind richtig. Die Revitalisierung hilft den Bächen, eine bessere Wasserqualität zu bekommen, erklärt Beat Ludwig weiter. So können Fische, die vielleicht auch gefährdet sind, sich wieder fortpflanzen. Aber nicht nur für die Fische sei es von Vorteil, wenn renaturiert werde. Auch die Biodiversität, sprich die Artenvielfalt der Tiere und Pflanzen in Gewässern, nehme wieder zu. Dann fragt Beat Ludwig die Kinder weiter: «Welche Merkmale verraten dir, welchen Fisch du gefangen oder gesehen hast?» Anhand eines Flyers, worauf eine Bestimmungshilfe abgedruckt ist, erklärt er, wie man einen Fisch mittels Flosse, Schuppen oder Stacheln erkennen und unterscheiden kann. Aber wie erkennt man dann, ob ein Gewässer gut oder schlecht ist? Eine Steinfliegenlarve, Köcherfliegenlarve oder Napfschnecke sei ein gutes Zeichen. Denn das bedeute, dass das Gewässer eine gute bis sehr gute Wasserqualität aufweise, erklärt er weiter. Im Gegenteil zum Egel oder Schlammröhrenwurm. Diese deuten nämlich auf eine schlechte Wasserqualität hin.


Nach der Informationsrunde ist es dann endlich so weit. Die Kinder fassen Kessel, Netze, Siebe und Lupenbecher. Aufgeregt steigen sie ins kalte Wasser. Die Schülerinnen und Schüler nehmen das Netz, fischen Steine aus dem Klostergraben und leeren dann ihr Netz in den Kessel. Sie wühlen im Kessel herum und entdecken viele Kleintiere und Wasserpflanzen. Ein Schüler findet sogar eine junge Groppe, einen winzig kleinen Fisch. Ein Indiz, dass der Klostergraben eine gute Wasserqualität aufweise, erklärt Daniela Rüegsegger den Schülern.

«Es ist wichtig, verbaute Gewässer aufzuwerten»
Zirka 3000 Kilometer messen alle Fliessgewässer im Kanton Uri zusammen. Die Zahl umfasst neben den zwei grossen Flüssen Reuss und Schächen auch die wilden Bergbäche in den Urner Seitentälern sowie die eher gemächlich fliessenden Bäche des Talbodens. «Die Funktionen der Bäche und Flüsse sind facettenreich», sagt Alexander Imhof, Vorsteher des Amts für Umweltschutz. Sie dienen der Naherholung und der Entwässerung, reinigen das Wasser und spielen eine Schlüsselrolle für sauberes Trinkwasser. Zudem sind sie Lebensraum von vielen, teils gefährdeten Tieren und Pflanzen. Durch die Wasserkraftnutzung und die zahlreichen Gewässerverbauungen seien auch im Kanton Uri zahlreiche Fliessgewässer nicht mehr in einem naturnahen Zustand, führt Alexander Imhof weiter aus. Umso wichtiger sei es, bestehende natürliche Bäche und Flüsse zu erhalten und verbaute Gewässer wenn möglich aufzuwerten. «Mit unserer Aktion für die Schulen möchten wir die jungen Urnerinnen und Urner für die Bedeutung der Fliessgewässer sensibilisieren und ihnen einen Einblick in diese artenreiche Wasserwelt geben», sagt Alexander Imhof.

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